Der wohl größte Unterschied liegt darin, dass die Osteopathie den Menschen als ein Ganzheitliches betrachtet und bestrebt ist, die Ursache für Symptome herauszufinden und zu behandeln, um sie dauerhaft zu lösen und sich die Physiotherapie in den überwiegenden Fällen auf ein Symptom konzentriert.
Diese beiden Berufe unterscheiden sich in Bezug auf Ausbildung, therapeutische Prinzipien und Behandlung.
Grundprinzipien der Osteopathie und Physiotherapie
Die Osteopathie ist eine Philosophie, eine Wissenschaft und eine Kunst. Sie basiert auf dem Prinzip, dass der Körper eine Einheit ist, alle seine Bestandteile zusammenarbeiten und miteinander verbunden sind. Ist ein Teil des Körpers in seiner Funktion eingeschränkt oder blockiert, wird dies an anderer Stelle kompensiert.
Aus diesem Grund kann ein Symptom seine Ursache in einer weiter entfernt liegenden Körperregion haben. Die Osteopathie ist eine eigenständige, medizinische Methode zur Vorsorge, Erkennung und Behandlung von Beschwerden. Viele Patienten kommen auch in die Sprechstunde, um sich einfach einmal durchchecken zu lassen.
Die Physiotherapie hingegen konzentriert sich auf die Bewegungswissenschaft. Sie untersucht, wie der menschliche Körper sich bewegt, funktioniert und wie diese Bewegungen optimiert werden können, um Schmerzen zu reduzieren und die Mobilität zu verbessern.
Verfolgt wird ein symptomatischer Ansatz, das heißt, wenn der Nacken schmerzt, erfolgt eine Behandlung des Nackens. Dazu wird eine geeignete Methode ausgewählt, die aus krankengymnastischen Maßnahmen aber auch aus passiven manuellen Techniken sowie Wärme- und Kälteanwendungen bestehen können.
Behandlungsansätze der Osteopathie
Die Osteopathie basiert auf präzisen Kenntnissen der Anatomie, Physiologie, Pathologie, Biomechanik und Embryologie. Sie beinhaltet aber auch Philosophie und Lebensweisheiten. Sie dient der Diagnose und Behandlung von funktionellen, strukturellen sowie von akuten und chronischen Beschwerden.
Das Studium der Osteopathie befasst sich mit einer breiteren Palette von Gesundheitsproblemen und wird in 4 Bereiche unterschieden: Bewegungsapparat, aller Organe, das Cranio Sakrale System, sowie die Biodynamik.
Bewegungs- und Stützapparat
Schwerpunkte sind die Knochen mit den dazugehörigen Gelenken, Sehnen und Muskeln. Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapie, die für die Untersuchung und Behandlung nur die Hände benutzt. Diese Techniken bestehen aus Mobilisierungen, Druck- und Schiebetechniken bis hin zu sehr subtilen Behandlungstechniken. Ziel der Behandlung ist es, durch manuelle Techniken und therapeutische Übungen, Blockaden und Gewebespannungen zu lösen, die Beweglichkeit wieder herzustellen sowie die Selbstheilungs- und Regenerationskräfte zu fördern.
Mögliche Konsultationsgründe:
Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat (Rücken, Schulter, Knie, Hüfte, Nackenverspannungen etc.)
Schwindel
Kiefergelenksbeschwerden u. v. m.
2. Viszerale Osteopathie
Sie beschäftigt sich mit der Pathologie und Physiologie der inneren Organen, den Faszien, den Blut-, Lymph- und Nervenbahnen. Das heißt also, Beschwerden der Atmung, des internistischen und urogenitalen Bereichs werden behandelt. Durch sanfte, manuelle Techniken wird versucht die Mobilität und Funktion der Organe zu verbessern, Spannungen in den umgebenden Strukturen gelöst, das Gewebe entstaut, Durchblutung verbessert, Entzündungen reduziert, Verklebungen beseitigt, Stoffwechsel und Verdauung verbessert, die Organe entlastet und dadurch die Selbstheilungskräfte gefördert.
Mögliche Konsultationsgründe:
Verdauungsbeschwerden, Magenschmerzen
Atemwegsbeschwerden, Asthma
Menstruationsbeschwerden
Blasenentzündungen
Narben
Hormonsystem, Immunsystem u.vm.
3. Cranio Sakrale Osteopathie
Sie konzentriert sich auf die Behandlung des autonomen und zentralen Nervensystems, Gehirn, Schädelknochen, Kreuzbein und Wirbelsäule. Diese sanfte Behandlungsmethode ist besonders geeignet bei Beschwerden und Entwicklungsstörungen von Babys und Kindern.
Mögliche Konsultationsgründe sind unter anderem:
Chronische Schmerzen
Migräne/Kopfschmerzen
Stress/Erschöpfungssymptome
Schlafstörungen
Konzentrationsstörungen
Traumata und neurologische Störungen.
4. Biodynamische Osteopathie
Eine Weiterentwicklung der Osteopathie finden wir in der biodynamischen Osteopathie. Sie geht davon aus, dass der Körper über ein inhärentes Gesundheitsprinzip verfügt, das durch subtile manuelle Techniken unterstützt und gefördert werden kann.
Sie wendet sich direkt an die Kraft des Lebens, die jedem Menschen innewohnt. Diese wird als Motor für die Selbstheilungskräfte betrachtet und ist diejenige Kraft, welche die Entwicklung und die Entfaltung der Organe und aller Gewebe während der embryonalen Phase vorantreibt.
Behandlungsansätze der Physiotherapie
Die Physiotherapie nutzt ebenfalls manuelle Techniken, Weichteilbehandlungen, Wärme- und Kältetherapie sowie auch elektrische Stimulation. Übungsprogramme für Haltungskorrekturen und Kräftigung der Muskulatur. Sie fokussiert sich mehr auf muskuloskelettale Probleme und Rehabilitation. Es werden verschiedene manuelle Techniken eingesetzt, um Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern, wie z. B. Massage und Mobilisierung.
Physiotherapie wird häufig nach Verletzungen oder Operationen sowie bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen und Multiple Sklerose angewendet. Physiotherapeuten können sich auch in spezifischen Bereichen wie Sportphysiotherapie oder geriatrische Physiotherapie spezialisieren.
Patientenbetreuung
Osteopathie
Die Osteopathie wird in Deutschland eigenständig von Heilpraktikern oder Ärzten ausgeführt, auf deren Anweisung hin auch von ausgebildeten Physiotherapeuten. Ein Osteopath handelt eigenverantwortlich und erstellt eine Diagnose sowie den dazugehörigen Behandlungsplan. In Großbritannien und Frankreich z.B. sind Osteopathen anerkannte Ärzte. Eine Behandlung beginnt mit einer umfassenden Anamnese und Untersuchung und geht dann direkt in die Behandlung über. Sie dauert in der Regel zwischen 40 und 60 Minuten. Je nach Schweregrad der Beschwerden wird in Abständen von 1 bis 4 Wochen behandelt.
Physiotherapie
Physiotherapie erfolgt auf Verordnung des Arztes, beginnt mit einer Bewertung und Untersuchung, dauert typischerweise zwischen 15 und 20 Minuten und erfolgt häufig über mehrere Wochen hinweg, um den Fortschritt zu überwachen und das Übungsprogramm anzupassen.
Fazit
Beide Therapieformen bieten wertvolle Werkzeuge zur Verbesserung der Gesundheit und können auch ergänzend zueinander eingesetzt werden. Osteopathen arbeiten auch interdisziplinär mit anderen Therapeuten zusammen. Ebenfalls wird zur Weiterbehandlung an Ärzte überwiesen, um spezielle Untersuchungen durchführen zu lassen und andere Ursachen auszuschließen.
In einem persönlichen Gespräch berate ich Sie gerne, welche Art von Therapie, speziell für Sie, die Effektivste sein könnte.
Autorin
Sybille Heinzl
Osteopathin/Heilpraktikerin
Osteopathie für Säuglinge, Kinder, Erwachsene
Praxis in Marbella/Spanien und in Braunschweig/Deutschland
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